Mitgefühl
"Möchtest du, dass andere glücklich sind: übe dich in Mitgefühl. Möchtest du glücklich sein: übe dich in Mitgefühl." Dalai Lama
Da ist er auf einem interessanten Weg - einem, den wohl alle Buddhisten beschreiten. Doch dazu weiter unten mehr.
Im normalen Sprachgebrauch werden Empathie und Mitgefühl oft wie Synonyme behandelt. Das trifft es nicht ganz. Die Empathie ist das Erkennen der Gefühle des anderen Menschen. Man versteht, was in diesem vorgeht und wie er sich wohl verhalten wird. Es ist eine emotionale Reaktion, aber nicht nur. Empathie hat zusätzlich eine kognitive Note. Empathie entsteht mit ungefähr 2,5 Jahren und hat eindeutig Verbindung zum Erkennen von sich selbst im Spiegel (vgl. Doris Bischof-Köhler).
Das Mitgefühl geht weiter und tiefer, hier will man auch erreichen, dass es dem Anderen besser geht, man möchte lindern. Das Mitgefühl hat eine proaktive Tendenz. Im Unterschied zur Ich-Bezogenheit der Empathie ist das Mitgefühl im Du. So gibt es Menschen, die zwar zur Empathie fähig sind, jedoch nichts dafür tun, dass sich die Lage des Gegenübers ändert.
"Das Ich wird Ich erst am Du." Viktor Frankl
Für Mitgefühl ist es wichtig, die eigenen Gefühle kennen und fühlen zu können. Nur, wer die eigenen Gefühle in diesem Moment fühlen kann, kann auch wirklich mit dem anderen mitfühlen. Viele Männer tun sich mit der eigenen Trauer schwer und viele Frauen können die eigene Wut nicht gut zulassen. Ich habe zu diesem Thema ein Video gemacht, in einer geführten Meditation spürst Du hin zu Deinem aktuellen Gefühl.
Im Buddhismus ist Mitgefühl ein zentraler Aspekt der Lehre. Es gibt eine Studie, die zu Meditation gemacht wurde - einer Meditation über das Mitgefühl. Nach nur drei Wochen mit täglicher Meditation über Mitgefühl (und damit im Mitgefühl) von je 30 Minuten, hat sich beim Gehirnscan jener Bereich des Gehirns, der für Ängste zuständig ist, deutlich verkleinert. Der Mandelkern, die Amygdala, ist für emotionale Äußerungen, und eben besonders auch Angstgefühle, zuständig. Wenn da schon nach so kurzer Zeit so deutliche Verbesserungen zu sehen sind, dann ist das etwas, das mich sehr interessiert.
Selbst wenn der Verstand weiß, dass eine Reaktion gerade "übertrieben" ist, hat die Amygdala die kürzere Leitung und damit die Oberhand. Wenn man als Kind wenig Urvertrauen mitbekommen hat, dann hat man mit der Meditation über das Mitgefühl die Möglichkeit, etwas in der Tiefe zu verändern.
Die Teilnehmer der Studie wurden gebeten, sich Menschen vorzustellen, die leiden. Empathiegefühle entstehen so. Empathie kann sich abnützen, das kennen Menschen in der Pflege von Kranken und Alten, eigentlich jeder, der zum Beispiel beruflich mit viel Leid konfrontiert ist.
Wenn man sich über das Mitgefühl auch den Willen zur Linderung des Leids, den zur Veränderung mit ins Boot holt, kommt es nicht zu dieser Abstumpfung. Des weiteren wird die große Liebe, die der Meditierende gegenüber einem Menschen hegt, auch auf andere übertragen. Das ist also eine Übung in altruistischer Liebe, die durch Empathie zu Mitgefühl wird.
Und was ist mit dem Mit-Gefühl mit Dir? Wenn Du keinen Zugang zu Deinen Gefühlen hast, dann ist das schwierig, bei anderen mitzufühlen. Ein Video von mir kann Dir dabei weiterhelfen.
Mein Vorschlag:
1.Mit-Gefühl mit Deinen eigenen Gefühlen (das fällt Dir leichter mit der Hilfe des Videos)
2. Mitleid
Du verstehst das Leid des anderen, erkennst, dass dieser Mensch leidet. Eine Person, die Du liebst. Du fühlst quasi wie diese Person.
3. Mitgefühl
Das Wollen, dass dieser Mensch frei von Leid jeglicher Art ist. Du fühlst mit dieser Person und bist an der Linderung von Leid interessiert.
4. Rollentausch
Wenn jemand anderer, zum Beispiel eine Freundin, so über Dich dächte. Was macht das mit Dir? Wie fühlt sich das an? Du bist in der Beobachter-Position.
5. Jemand, der Dich nicht so gut behandelt
Bei Menschen, die wir lieben, fällt es uns meist leicht, Mitgefühl zu empfinden. Bei jenen Menschen, die uns vielleicht nicht so gut behandeln oder behandelt haben, fällt uns das meist schon schwerer. In Kürze mache ich eine Meditation zum Mitgefühl mit anderen Menschen, das verlinke ich dann hier. Sie ist wie ein zweiter Schritt Richtung Mitgefühl, der erste ist das Üben des Fühlens der eigenen Gefühle - denn Gefühle wollen gefühlt werden.
Alles, alles Liebe für Dich und die Deinen, Sandra
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