Ich habe vor kurzem einem Bekannten geschrieben, dass ich mich im letzten Jahr mehr verändert habe, als andere in ihrem gesamten Leben. Das war sicherlich überspitzt formuliert, dennoch ist da viel Wahres dran.
Vor einem Jahr war ich die Raupe, die sich verpuppt hat. Angetreten, mich aufzulösen. Wohl wissend, dass ich nie mehr so sein würde wie vorher.
Ich wurde ent-täuscht. Der Mensch, den ich als Partner gewählt hatte, war nie mein Freund gewesen. Das, was mir in den Sinn kam, war eine Pauschalverurteilung. Wenn dieser Mensch mein Vertrauen so missbraucht hat, wem konnte ich noch trauen?
Selbstvertrauen schafft Vertrauen
Der Schritt raus aus diesem Misstrauen ging über das Vertrauen zu mir selbst. Denn nur wenn ich meinem Urteil wieder glaube, dann kann ich mich anderen Menschen öffnen. Das war, ehrlich gesagt, ganz schön heftig. Zum Glück gab und gibt es in meinem Leben viele Menschen, denen ich vertraue.
Dann musste ich mich ansehen, vollkommen entblößt. Warum war so ein Mensch in meinem Leben gewesen? Was ist das für eine Sache, die ich da lernen darf?
Mehrere. Liebe ist etwas anderes als Schmerz. Verlustangst ist etwas anderes als Liebe. Ich bin gut genug. Ich bin wichtig. Ich bin sogar toll! Eigenliebe also. Selbstliebe, sich selbst wertschätzen.
Eigenliebe. Immer.
Wenn ich gelernt habe, den Nächsten wie mich selbst zu lieben, fange ich damit an, mich selbst zu lieben wie den Nächsten. Oder andersrum. Womöglich gleichzeitig.
Das war der Schritt. Die Prüfung, meine Heldenreise.
Im englischsprachigen Raum wird das self-love deficit disorder genannt. Mangel an Eigenliebe, auch Selbstliebedefizit. Bei uns heißt das Co-Abhängigkeit und sorgt für viel Verwirrung. Vielleicht wird es bei uns ja auch demnächst mit einem neuen Namen umschrieben. Denn es gibt sehr viele Menschen mit dieser Herausforderung.
Da es auch immer mehr Narzissten zu geben scheint, wird es diesen Menschen mit Mangel an Eigenliebe sehr viel bewusster, dass da was nicht stimmt. Wenn ich nicht die volle Breitseite an Demütigung abbekommen hätte, hätte ich das nie so deutlich gemerkt.
Leider bleiben viele Co-Abhängige auf der Stufe des Narzissten-Bashings. Es ist wichtig, die Wut rauszulassen. Doch dann kommt der viel wichtigere Teil, die Arbeit an sich selbst. Der ehemalige Partner ist egal. Er wird so bleiben, wie er ist, oder auch nicht. Das ist seine Sache. Es geht darum, was Du aus der Sache machst, die Deine ist.
Es geht um Dich.
Ich habe mich lange im Schmerz gesuhlt. Dann habe ich mich entschieden, meine Freude wieder zu finden. Ja, ich hatte eine traumatische Erfahrung. Das, was ich daraus mache, ist entscheidend für mein Leben.
Ich hätte mich sofort in tröstende Arme werfen können, meine bindungsängstliche Seite ausleben und diesmal selbst Arschloch statt Opfer sein können. Das wäre dann der erneute Versuch gewesen, eine Raupe zu sein.
Das habe ich ganz bewusst nicht getan. Ich habe mich der Einsamkeit, der inneren Verlorenheit und der Angst davor gestellt. Mich aufgelöst um erlöst zu werden. Annehmen, um loslassen zu können.
Ja, ich bin noch verpuppt und ich weiß das. Ich bin mir sicher, dass ich nächstes Jahr ein wunderschöner Schmetterling sein werde, mir leckeren Nektar und Sonne auf der Haut gönne. Ich werde ein sehr besonderer Schmetterling sein, weil ich weiß, dass ich einer sein will. Weil ich weiß, was es heißt, mich selbst zu lieben.
Das ist meine Bestimmung, mich selbst wahrhaft zu lieben. Und Deine. Wenn Du Dich traust, mutig bist, zu träumen bereit. Wenn Transformation ansteht.
Ich wünsche Dir Mut zur Veränderung und Lust, ein ganz und gar bezaubernder Schmetterling zu werden. Gerne helfe ich Dir dabei.
Hab' Dich lieb, Sandra Hochhuber
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