Leinen los!
Wir fangen mit einer leichten, locker-flockigen Aufwärmübung an, die ganz schön für Furore sorgt. Sie ist für heute und für den Rest Deines Lebens eine ganz hervorragende und durchaus herausfordernde Sache. Sie ist ganz einfach: sei freundlich zu Dir und zu allen anderen Menschen. Es ist die ultimative Übung in Mitgefühl.
Mir wurde auf den Vorschlag der Freundlichkeit hin schon die Frage gestellt, wie das denn geht. Ja, das ist nämlich nur auf den ersten Blick ganz einfach. Denken wir. Es ist nämlich auch auf den zweiten Blick ganz einfach, wenn wir weitermachen. Auch wenn wir gar keine Lust haben, zu diesem blöden Kerl, der uns die ganze Zeit nur wie Mist behandelt hat, auch noch nett zu sein. Und das auch noch ehrlich meinen. Wow, da rebelliert etwas in mir - und wahrscheinlich ebenso in Dir.
Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch sich bemüht und sein Bestes gibt. Das mag nicht immer so aussehen. Doch wenn er es besser könnte, würde er es besser machen. Ich bin auch ganz und gar nicht perfekt. Null. Nada. Aber ich gebe mein Bestes. Also, gib Dir einen Ruck und mache den Anfang. Denke, dass der andere sein Bestes gibt. Das macht es viel leichter, freundlich zu sein.
Es ist für die meisten Menschen die größere Herausforderung, zu sich selbst freundlich zu sein. Wo kämen wir denn da hin? Irgendjemand muss mir doch die ganze Zeit erzählen, was ich immerzu falsch mache. Irgendjemand muss mir doch sagen, dass ich ein fürchterliches Fiasko bin. Viele innere Kritiker, Zweifler, Nörgler und unter welchem Deckmantel sich das "nicht gut genug" auch immer verstecken mag, sind mal echt nicht ganz so freundlich. Deshalb packen wir sie auf den Rücksitz unseres VW-Busses (ja, ich bin bekennender Bullie-Fan). Sie sind zwar da und dürfen auch ab und zu etwas sagen, aber am Lenkrad bleiben wir.
Und wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich durch die ständige Kritik nicht sooo wirklich gut. Nutzbringend ist das auch nicht, nur weil ich mich wegen irgendeiner Sache selbst kasteie, mache ich sie das nächste Mal noch lange nicht anders. Die mitfühlende, verständnisvolle Variante der Freundlichkeit bringt da schon eher was. Da kann ich mich nämlich wirklich fragen, was ich beim nächsten Mal besser machen könnte. Außerdem fühle ich mich gut, weil ich mich voller Mitgefühl behandle. Ich wertschätze mich also auch in Situationen, die vermeintlich nicht so toll gelaufen sind. Gerade dann habe ich eine echte Möglichkeit, etwas zu verändern. Mich zu ändern.
Mir wurde das heute wieder sehr bewusst, wie wichtig es ist, freundlich zu sich selbst zu sein. Ich bin nämlich manchmal sehr darum bemüht, freundlich zu anderen zu sein und vergesse mich selbst dabei. Gerade wenn dieser Mensch sehr besonders für mich ist. Da war es heute wichtig, zu mir zu stehen und zu mir selbst freundlich zu sein. Da darf ich mich voller Mitgefühl in den Arm nehmen und anerkennen, dass ich mein Bestes gegeben habe. Dass es jetzt aber auch gut ist. Genug Tränen vergossen. Auf zu neuen Ufern - Leinen los!
Besonders hilfreich ist es, ein paar Fragen zu beantworten. Du schreibst die Antworten am besten in Deine Kladde oder Dein Notizbuch.
Warum fällt es mir so leicht, freundlich zu mir zu sein?
Warum bin ich es wert, dass man freundlich zu mir ist?
Warum bin ich eine richtig coole Nummer? (Bitte mindestens fünf Antworten geben. Antworten, die Dir richtig gut an Dir gefallen. Ich bin eine richtig coole Nummer, weil ich ...)
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